Differenzierung im Übersetzerberuf – und in meinem Leben …

In diesem Artikel geht es um ein Life-Update in eigener Sache. In den letzten zwei Jahren war ich zwar nicht komplett von der digitalen Bildfläche verschwunden, aber es war etwas ruhiger um mich geworden. Dieser Umstand ist einigen beruflichen und privaten Veränderungen geschuldet, die dazu führten, dass ich leider nur wenig bis keine Zeit für neue Artikel oder aktive Onlinepräsenz hatte. Nun sind die Dinge klarer geordnet und können “zu Papier” und in die Welt getragen werden. Worüber ich sehr froh bin 🙂

Ich bin seit vielen Jahren als Sprachdienstleisterin im weitesten Sinne dieses Wortes aktiv (s. dazu auch mein Interview in Giselles Serie Wordsmiths auf Rüsterweg). Von Anfang habe und lebe ich die Überzeugung, dass wir als Sprachdienstleister:innen zumindest zwei Strategien einsetzen sollten, die uns auf dem turbulenten Markt und in den unsicheren Zeiten dennoch erfolgreich werden und bleiben lassen können: Es handelt sich dabei um die

Spezialisierung & Differenzierung

Diese beiden Strategien schließen sich keinesfalls gegenseitig aus.

Bei der Spezialisierung vertieft man sich in ein oder mehrere Wissensbereiche und bietet beispielsweise Übersetzungen nur in diesen Fachgebieten an. Man vertieft und erweitert mit steigender Erfahrung und durch gezielte Weiterbildung die eigene Expertise und kann so effizienter und qualitativ immer besser arbeiten (s. auch meinen Artikel “Was ist Spezialisierung und warum sollte sie mich interessieren …“).

Wenn man dabei die eigenen Dienstleistungen oder Produkte differenziert, dann dolmetscht, unterrichtet oder schreibt man beispielsweise auch noch in diesen Fachgebieten – man erweitert also das Dienstleistungsrepertoire durch Anwendung von verschiedenen Methoden und Kompetenzen, es dreht sich aber alles nach wie vor um die gleichen Fachgebiete (s. auch Unterrichten als Diversifizierungsstrategie). Damit kann man den Kundenkreis vergrößern und die Arbeit durch die Abwechslung noch spannender machen.

Diesen beiden Prinzipien folge ich von Anfang an. Dabei gehe ich allerdings nicht alleine von “meinen” Fachgebieten aus, sondern betrachte mich als Person als EINE untrennbare Einheit voller (vielleicht sogar vollgestopft ;)) mit diversen Sprach- und Fachkenntnissen und ausgestattet mit einigen Stockwerken an Methodenwissen. Die Ausrichtung(en) werden dabei durch meine grundsätzlichen Neigungen und die Lebenseinstellung – oder gar die Lebensphilosophie – bestimmt.

Ich möchte euch nun nicht damit langweilen, welche genau das denn sind. Zum Teil kann man sie aus dem oben genannten Interview, aber auch aus dem Blogartikel bei der Sprachenfabrik und aus meinem Lebenslauf erschließen. Wenn man denn überhaupt Interesse daran haben sollte. Spannender ist vielleicht das momentane Ergebnis 😉

Ich kann nun drei separate Bereiche, um nicht zu sagen Berufe, vorweisen, in denen ich einiges aus meiner beruflichen und persönlichen Erfahrung und meine Leidenschaften tagtäglich einsetzen und miteinander vereinen kann:
1. Übersetzen, Schreiben & Berufs-/Marktberatung für Übersetzer
2. E-Learning für Sprachdienstleister:innen und
3. angewandte Faserkünste & Strickdesign (ja, ich weiß, Letzteres klingt an dieser Stelle überraschend :)).

Im Zusammenhang mit den beiden ersten Bereichen bin ich seit vielen Jahren online und offline unterwegs. Allerdings sind nun die Grenzen klarer gezogen und die Tätigkeiten finden sowohl rechtlich als auch organisatorisch in separaten “Räumen” statt.

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Übersetzen, Schreiben & Berufs-/Marktberatung für Übersetzer:innen

Nach wie vor schlägt mein Herz fürs (freiberufliche) Übersetzen und Schreiben (und alles, was dazugehört). Als Beweis 😉 habe ich in der Zwischenzeit das Lehrbuch der Wirtschafts- und Rechtsübersetzung Russisch–Deutsch beim BDÜ Fachverlag veröffentlicht. Das nächste Lehrbuch ist bereits beim Verlagsgrafiker … Durch die Umorganisation in meinem Leben habe ich allerdings den Umfang und die Ausrichtung meiner Übersetzungstätigkeit “geschärft”. Im Vordergrund stehen nun Literatur- und Urkundenübersetzungen.

Allerdings verspüre ich nach wie vor einen unwiderstehlichen Wunsch, die Erfahrungen weiterzugeben, die ich in den vorausgegangenen intensiven Jahren als (freiberufliche) Übersetzerin, Dolmetscherin, Autorin, Schulinhaberin und Projektmanagerin gesammelt habe. Außerdem finde ich, dass zumindest meine direkte Kommunikation mit Kolleg:innen in den letzten Jahren – bedingt durch meinen Umzug in die Stadt, die es nicht gibt, und durch gesundheitspolitische Ereignisse – stark gelitten hat. Um nun meine Erfahrungen weitergeben, neue Impulse sammeln und in den direkten Austausch intensiver treten zu können, habe ich eine Patreon-Community ins Leben gerufen.

Patreon-Website IloRi Translations
Patreon-Website IloRi Translations

Auf meiner Patreon-Seite könnt ihr ab sofort aus drei Mitgliedschaftsarten wählen:

Level 1: Übersetzercommunity – Onlinestammtisch
Hier soll, wie der Name schon sagt, ein Onlinestammtisch insbesondere für angehende Übersetzer:innen entstehen. Im Vordergrund steht der Austausch zu verschiedenen Fragen rund um den Berufseinstieg, Tools usw.

Level 2: Urkundenübersetzungsprofi
Hier geht es für fortgeschrittenere Kolleg:innen darum, praktische Hilfen für die Urkundenübersetzungspraxis zu erhalten. Da ich nur für Russisch und Deutsch ermächtigt bin, wird dieser Bereich auch vorwiegend für Kolleg:innen mit diesen beiden Sprachen interessant sein. Diese bekommen hier neben diversen Informationen auch regelmäßig Übersetzungsvorlagen zum Download.

Level 3: Individuelle Beratung für Übersetzer
Und hier geht es unabhängig von Arbeitssprachen darum, Kolleg:innen bei der Orientierung in der Übersetzungsbranche in Einzel-Beratungsterminen zu begleiten.

Jedes Level beinhaltet jeweils auch die Inhalte und Berechtigungen aus dem darunterlegenden Levels.

Schaut euch dort gern um und meldet euch an oder – falls im Vorfeld Fragen offen sind – direkt bei mir. Ich freue mich auf neue und erneute Kontakte und Austausch mit euch! 🥰

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E-Learning für Sprachdienstleiter:innen

Das E-Learning für Sprachdienstleiter:innen setze ich nun als (angestellte) Projektleitung E-Learning unter dem Dach der Sprachenfabrik GmbH um – einem mittelständischen Sprachdienstleister, der bei mir vor Ort ansässig ist und eine meiner sehr ähnliche Sicht auf die Übersetzungsbranche hat. Und so haben wir im September 2020 zueinandergefunden. Anfangs war ich stark im Projektmanagement involviert, was mich methodisch und in Bezug auf die Arbeitsorganisation stark weitergebracht hat. Anfangs parallel und nun ausschließlich wurde meine Lernplattform mit “Kursen für Sprachdienstleister” ins Unternehmensportfolio aufgenommen und fortgeführt. Durch die Unterstützung von Kolleg:innen mit anderen Arbeitssprachen wurde das Kursangebot schnell erweitert und auf eine neue Ebene gehoben.

Am 1. Dezember 2022 findet daher eine Onlineveranstaltung statt, um die Welt über unser Konzept, Angebot und Pläne zu informieren. Die Teilnahme ist kostenlos. Nach einer unverbindlichen Voranmeldung bei mir bekommt ihr sofort die Zugangsdaten.

Wir freuen uns auf eure Teilnahme!

In einem aktuellen Blogartikel “Vielfältige Sprachenberufe mit Zukunft” bekommt ihr zudem eine “kleine” Übersicht über die Vielfalt von Sprachenberufen. Vielleicht ist dort etwas dabei, was euch im Rahmen von eurer eigenen Differenzierung neue Impulse gibt …

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Angewandte Faserkünste & Strickdesign

Und nun kommt wohl etwas, was ihr nicht erwartet habt, hier zu sehen. Es sei denn, ihr kennt mich etwas besser und habt mit mir in den letzten zwei Jahren gesprochen. 😉 Und da ich nicht weiß, wie ich euch darauf vorbereiten kann, sage ich es gerade heraus: Ich stricke und ich liebe Wolle! Ich stricke genaugenommen, seit ich 6 bin. Dieses Kunsthandwerk, denn nichts anderes ist es, begleitet mich eigentlich seit meiner Geburt – meine Oma und Mama haben das auch schon immer gemacht. Selbst konnte ich das logischerweise erst, als meine Finger grundsätzlich gelernt haben, kontrollierbare Bewegungen auszuführen: stricken, schreiben usw. Bedingt durch die Umgebung (für Übersetzer:innen unter uns – den Kontext 😉), in der ich aufgewachsen bin, konnte ich bald alles stricken, was ich haben wollte oder wirklich brauchte, und auch die Modelle selbst entwerfen und umsetzen.

Insbesondere in den letzten Jahren gewann dieses Hobby an Intensität, und ich begann, mich bewusster mit der Geschichte dieses Handwerks, der Herkunft der dabei verwendeten Materialien und den Einsatzbereichen der gefertigten Produkte zu beschäftigen. Das kleine Hobby verließ sein Schattendasein, indem ich ein für mich sehr wichtiges und durchaus öffentlichkeitswirksames Projekt startete. Meine Beweggründe sind: einen Beitrag zur Nachhaltigkeit, Minimalismus, Natürlichkeit und Autonomie unter anderem dadurch zu leisten, dass ich dem Prinzip von Slow Fashion folge, meinen Konsum bewusster gestalte und gleichzeitig meinen beachtlichen Wollstash reduziere, der teilweise jahrelang nicht angetastet wird. Ich bestricke meine Familie, mich und Freunde, kaufe weniger und natürlicher und verkaufe die daraus gestrickten Kleidungsstücke oder die Wolle, die ich nicht mehr selbst verstricken kann oder möchte.

Dieses Kunsthandwerk ist mein kreativer Fluchtraum – also ein Hobby, in dem ich mich auf eine viel haptischere Art und Weise ausleben kann. Man findet mich unter dem Namen narvamante | knitting & yarns. Mehr darüber gibt es bald auf meiner extra zu diesem Zweck angelegten Website (sorry, bin mit ihrem Aufbau noch nicht ganz fertig) und in meinem Etsy-Shop, in dem ich die von mir handgestrickten Kleidung und Accessoires, Strickdesigns, Strickglossare (ein kleiner Schwenk zu meiner Übersetzungsleidenschaft) und seltene Naturgarne anbiete. Einblicke in diese kleine Welt bekommt ihr auch in Bild (ohne Ton) auf meinem Instagram-Account.

So, nun ist es raus 😉 Der Artikel ist etwas lang geworden. Ich wollte aber alles zusammenfassend darstellen. Denn obwohl es mehrere verschiedene Tätigkeiten sind, gehören sie alle zu meiner Person und Persönlichkeit dazu – und beeinflussen sich gegenseitig. Erlebnisse in einem der Bereiche inspirieren mich in anderen Bereichen zu neuen Ideen und Projekten …

Ich freue mich auf eure Kommentare und kommende Entwicklungen. Vor allem wünsche ich euch allen aber viel Inspiration in dem, was ihr macht, und uns allen ein besinnliches Jahresende 2022 und einen hoffnungsvollen Jahresanfang 2023.